Stoffkunde: Was du über verschiedene Stoffe beim Nähen wissen solltest

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Welchen Stoff nehme ich für welches Nähvorhaben? Insbesondere für Nähanfänger ist es schwer, sich in der Vielfalt der verschiedenen Stoffarten zurechtzufinden und den richtigen Stoff für das eigene Nähprojekt zu finden. Wir geben dir einen Einblick in die Stoffkunde und erklären dir, worauf du bei der Auswahl der richtigen Stoffe achten musst.

Die Grundbegriffe der Stoffkunde

Die Grammatur / Dichte eines Stoffes: Die Grammatur eines Stoffes wird in “g/m^2” angegeben und beschreibt die Dichte eines Stoffes – bzw. wie schwer der Stoff ist. Das heißt, je höher die Zahl desto schwerer ist der Stoff. In der Regel liegt die Grammatur bei T-Shirts ca. bei 150 g/m^2 – das kann aber von Hersteller zu Hersteller ein wenig variieren. Sweatshirt haben normalerweise eine Grammatur von ungefähr 270 g/m^2 und Poloshirts von 190 g/m^2.

Die Struktur eines Stoffes bezeichnet in der Stoffkunde die Beschaffenheit der Oberfläche. Diese Oberfläche kann mehr oder weniger ausgeprägte Unebenheiten aufweisen.

Bei Wollprodukten gibt es verschiedene Qualitätssiegel: Das Siegel “Woolmark” garantiert, dass die Schurwolle von lebenden und gesunden Tieren stammt und der Stoff mit diesem Siegel besteht aus 100% reiner Schurwolle. Für das  Label “Schurwolle” muss ein Produkt aus mindestens 93% Schurwolle bestehen. “Reine Schurwolle” bedeutet, dass der Stoff zu mindestens 99,7% aus Schurwolle besteht.

Fasern für die Stoffherstellung

Die Stoffe werden in der Stoffkunde nach der Art ihrer Fasern unterschieden. Dabei können Stoffe prinzipiell aus drei verschiedenen Fasern bestehen:

  • Tierische Fasern
  • Pflanzliche Fasern
  • Synthetische Fasern

Tierische Fasern stammen zum Beispiel vom Schaf, Ziege, Kamel oder Kaninchen, aus deren Fellhaaren Wolle gesponnen wird. Eine besonders edle tierische Faser stammt von der Seidenraupe und wird zur Herstellung des Stoffs Seide verwendet.

Zu den pflanzlichen Fasern in der Stoffkunde gehören zum Beispiel Baumwolle, Leinen oder Hanf. Synthetische Fasern können auf zwei verschiedene Arten hergestellt werden: Aus natürlichen Fasern werden mit Hilfe eines chemisches Prozesses lange Fasern hergestellt, die dann weiterverarbeitet werden. Es gibt auch aber künstliche Fasern (Chemiefasern), die aus Bestandteilen wie Öl oder Alkohol hergestellt werden.

Die verschiedenen Herstellungsverfahren in der Stoffkunde

Stoffe werden in der Stoffkunde aber auch hinsichtlich ihrer Herstellungsverfahren unterschieden. Hier gibt es Filz-, Walkfilz- und Walkstoffe, Maschenware und Webware.

Filz-, Walkfilz- und Walkstoffe: Filz besteht meist aus Tierhaaren, zu einem lockeren Vlies ausgelegt werden. Dann stehen kleine Nadeln mit Widerhaken in das Vlies und der Vlies wird so zu einem zusammenhängenden Stoff. Diese Methode wird auch Trockenfilzen genannt. Es gibt aber auch die Möglichkeit nass zu filzen: Das wird dann Walkfilz genannt. Dabei wird das Vlies unter Druck, Reibung und feuchter Wärme zu einem festen Stoff.

Walkstoffe hingegen sind Webstoffe, deren Oberfläche verfilzt wird.

Neben dem Filzen gibt es noch die sogenannte Maschenware in der Stoffkunde. Bei der Maschenware verschlingen sich mehrere Fäden. Charakteristisch für Maschenware ist, dass sie relativ offen und ein wenig elastisch ist.

Als Webware werden in der Stoffkunde Stoffe bezeichnet, die – wie der Name schon sagt – gewebt werden. Sie bestehen aus Kett- und Schussfäden. Kettfäden sind auf dem Webstuhl in Längsrichtung gespannt, Schussfäden werden von der einen Seite zur anderen “eingeflochten”.

Das Einmaleins der Stoffkunde – Stoffe und ihre Eigenschaften

Stoff Eigenschaften Eignet sich für…
Baumwolle pflegeleicht, gut zu verarbeiten, besteht aus pflanzlichem Naturmaterial, weich und saugfähig, reißfest stark beanspruchte Textilien wie Möbelbezüge, sehr gut für Nähanfänger geeignet
Canvas aus starkem Garn fest gewebt; traditionell aus natürlichen Fasern hergestellt und teilweise auch mit chemischen Fasern gemischt; reißfest; robust robuste Textilien wie Taschen, Beutel oder Sitzkissen
Flanell Gewebe aus Wolle, Baumwolle oder Viskose; auf der Außenseite angerauht und flauschig; saugfähig Bettwäsche, Kinderkleidung, Hemden oder Schlafanzüge
Jersey elastisch, aus einer Mischung aus Baumwolle und Viskose, maschinell sehr fein gestrickt, dehnbar T-Shirts oder Kleider
Fleece dick, voluminöser Velourstoff, meist aus Polyester, speichert Wärme Pullover, Babykleidung, Decken
Chiffon aus sehr feinen Fäden, zart, leicht durchsichtig, besteht in der Regel aus natürlichen Fasern, geringes Gewicht luftige Blusen oder Tuniken
Jeans / Denim robustes und starkes Gewebe; aus Baumwolle; helle, naturfarbene Fäden werden mit indigoblauen Fäden verwebt, dadurch entsteht eine fein gestreifte Stoffstruktur Hosen und Jeansjacken, aber auch gut zum Nähen von Taschen geeignet
Jacquard gewebt oder gestrickt, mit eingearbeiteter Musterung aus mehreren bunten Fäden, fest Kissen oder andere Heimtextilien
Lycra hochelastisch, meist aus 80% Polyester und 20% Elasthan – der Elasthananteil kann allerdings je nach Dehnbarkeit variieren Bademode
Cord festes Gewebe mit Rippen, hauptsächlich aus Baumwolle, robust, weich ideal zum Nähen von Röcken oder Hosen
Filz gewalkt, vernadelt oder unter dem hohen Druck eines Wasserstrahls hergestellt; Filz aus Polyester neigt zur Knötchenbildung gut geeignet für Taschen oder Wohnaccessoires
Frottier voluminös, weich, mit Schlingen-Oberfläche, meist aus Baumwolle, sehr saugfähig Bademäntel oder Handtücher
Samt sehr weich, Webstoff mit maximal drei Millimeter hohem Flor, meist aus Baumwolle oder Kunstfasern beliebt für Vorhänge oder Kissen
Satin edel, glänzend, überwiegend aus Polyester, beinahe knitterfrei, nimmt kaum Feuchtigkeit auf für Abendkleidung oder Bettwäsche
Tweed grober Wollstoff, mit Handwebcharakter, leicht gewalkt, wasserabweisend, strapazierfähig Je nach Stoffstärke eignet er sich für Jacken, Mäntel, Hosen oder Röcke
Seide wirkt je nach Jahreszeit kühl bzw. wärmend, Naturprodukt der Seidenraupe festliche Kleidung
Taft glänzend, steif, kennzeichnend ist ein glattes und leichtes Gewebe mit feiner Oberfläche und matter Optik gut geeignet als Grundlage für Stickereien oder als Futterstoff
Chiffon Feinfädig, durchsichtig aus Seide oder Kunstfasern Chiffon wird gerne für Vorhänge verwendet
Tüll gitterartiger Stoff mit rechteckigen Öffnungen, hauptsächlich aus Chemiefasern hergestellt Petticoats, Brautmode
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